Auf einen Kaffee mit Birk Bauer

CyberForum 01.10.2024
Birk Bauer und Ariane Lindemann

Ein Gespräch über Coworking, Kreativität und Community

Von Ariane Lindemann

Wir sitzen in einer gemütlichen Ecke des GoodSpaces in Karlsruhe. Das GoodSpaces ist ein Coworking-Space. Aber: Alles was wir bisher über Coworking Spaces wissen, dürfen wir hier getrost neu überdenken. Stilvolle Designermöbel, imposante Kunstwerke, angenehmes Licht und wohltemperierte Farben. Hier fühlt sich alles nach kreativer Energie und produktiver Atmosphäre an – und das ist kein Zufall. Birk Bauer, Geschäftsführer von GoodSpaces, hat genau das zum Ziel: Arbeitsräume zu schaffen, die weit über den Standard hinausgehen. In unserem Gespräch erzählt er, warum es ihm um mehr geht als nur Schreibtische, WLAN-Anschluss und Kaffee. Es geht um Begegnungen, Inspirationen und vor allem um eine Community, die miteinander wächst und sich gegenseitig bereichert. Was also macht GoodSpaces so besonders?

Birk, du hast einen ziemlich spannenden Weg hinter dir, der dich letztlich zum Geschäftsführer von GoodSpaces gemacht hat. Erzähl doch mal, wie es dazu kam.

Ich habe angefangen Architektur zu studieren und habe dann später Geowissenschaften in Heidelberg studiert. Architektur hat mich immer fasziniert – insbesondere die Idee, dass Räume Menschen beeinflussen und etwas Langlebiges schaffen können. Aber die technische Welt, in die ich dann eingetaucht bin, war mir ehrlich gesagt zu einseitig. Das Umfeld war mir zu wenig kreativ.
Meinen  ersten Kontakt mit Coworking hatte ich 2012, als ich bei den Breidenbach Studios in Heidelberg mit eingestiegen bin. Damals war Coworking noch kein bekanntes Konzept. Wir haben unseren Club unter der Woche in einen Arbeitsort verwandelt – Schreibtische unter Discokugeln. Noch kein Geschäftsmodell, aber eine gute Idee. Und das Wichtigste: Es hat mich inspiriert. Ich habe Menschen kennengelernt, von denen ich lernen konnte, und das wollte ich auch auf Arbeitsplätze übertragen. Danach wurde ich Partner bei den Breidenbach Studios in Heidelberg, der sich dann zu einem guten Coworking- und Event-Space und Kulturort entwickelte und dann bereits einige Standorte in der Region hatte. Im Jahr 2021 habe ich dann gemeinsam mit meinem Geschäftspartner Dirk Schwarz und den anderen Teilhabern entschieden, größer zu denken und angefangen, größere Standorte zu erschließen. Wir haben das Unternehmen GoodSpaces gegründet und die Vision entwickelt – Arbeitsorte zu schaffen, die mehr bieten als nur Schreibtische und WLAN und Infrastruktur.

Was unterscheidet euch von anderen Coworking-Spaces?

Bei uns geht es nicht darum, nur einen Ort zum Arbeiten bereitzustellen. GoodSpaces ist vielmehr eine Plattform, die Begegnungen, Inspiration und Wachstum fördert. Wir wollen die Grenzen zwischen Arbeit, Kreativität und kultureller Inspiration aufbrechen, und das macht uns besonders. Neben hochwertigen Arbeitsplätzen organisieren wir regelmäßig öffentliche Veranstaltungen – von Ausstellungen über Konferenzen, Konzerten bis hin zu Workshops. Uns ist es wichtig, einen Mehrwert für unsere Member zu schaffen und gleichzeitig die lokalen Netzwerke zu bereichern. Wir glauben fest daran, dass kreative Impulse und frische Perspektiven einen positiven Einfluss auf die eigene Arbeit haben.
Was uns zudem von anderen Anbietern unterscheidet, ist unser hoher Anspruch an Qualität. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, in vielen Bereichen durchdachte und manchmal auch bewusst nicht die günstigste, sondern immer die beste Lösung zu wählen. Unser USP liegt darin, dass wir uns ständig fragen: Wie können wir noch mehr Kreativität und Inspiration fördern? Wie bieten wir den bestmöglichen Service, der unseren Kund:innen nicht nur einen hohen Nutzen, sondern auch ein echtes Erlebnis bietet?

Das klingt definitiv nach einem Ort, der lebt und atmet. Wie integriert ihr Nachhaltigkeit in euer Geschäftsmodell?

Nachhaltigkeit ist bei uns tatsächlich ein zentrales Thema. Wir arbeiten mit lokalen Röstereien und regionalen Lieferanten für Obst und Gemüse. Auch bei der Einrichtung achten wir auf Qualität und Herkunft. Unsere Möbel stammen von renommierten Herstellern wie Vitra und Artemide, und in Heidelberg haben wir sogar einen Space, der ausschließlich mit gebrauchten und recycelten Baumaterialien gebaut wurde – Kreislaufwirtschaft im besten Sinne. Aber es geht nicht nur um Möbel und Baumaterialien. Wir bieten auch Impact-Tarife an, bei denen Unternehmen, die sich sozial und nachhaltig engagieren, von uns unterstützt werden.

Nachhaltigkeit und Community-Building gehen bei euch also Hand in Hand. Wie wird das von euren Nutzer:innen angenommen?

Sehr gut. Unsere Community schätzt das und wir sehen, dass solche Angebote gerne genutzt werden. Unsere Impact-Plätze sind fast immer ausgebucht, und auch die Nachfrage nach unseren Business-, Kultur- und Nachhaltigkeits-Events ist groß.

Das klingt nach einer Menge Verantwortung. Welche Herausforderungen hast du als Geschäftsführer von GoodSpaces bisher meistern müssen?

Ja, es ist definitiv eine verantwortungsvolle Aufgabe. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer vielseitigen Nutzergruppen auszubalancieren. Wir haben Freelancer:innen, Startups und auch große Unternehmen als Kund:innen – jede dieser Gruppen bringt ihre eigenen Anforderungen mit. Den Drahtseilakt zu meistern, nah am Kunden zu bleiben und gleichzeitig die eigenen hohen Standards aufrechtzuerhalten, ist nicht immer einfach. Wir wollen eine Umgebung schaffen, die Vieles ermöglicht, aber dabei auch klare Strukturen wahrt. Ständig entwickeln wir unsere Räume weiter, und das auf Basis von Kundenfeedback – ein fortlaufender Prozess, der nie wirklich abgeschlossen ist.

Wie hat sich die Nachfrage nach Coworking in Karlsruhe entwickelt, besonders seit der Pandemie?

Die Pandemie hat das Arbeitsleben grundlegend verändert. Viele Unternehmen haben die Vorteile des Home-Office erkannt, aber auch die Nachteile – insbesondere, dass die Unternehmenskultur leidet, wenn man sich nie persönlich trifft. Deshalb ist die Nachfrage nach flexiblen Arbeitslösungen enorm gestiegen. Unternehmen reduzieren ihre eigenen Büroflächen und nutzen stattdessen verstärkt unsere Räume, um Teams wieder zusammenzubringen, Meetings abzuhalten oder einfach flexibler zu arbeiten. Das hat uns einen richtigen Wachstumsschub gebracht und zeigt, dass Coworking mehr denn je eine wichtige Rolle spielt – gerade in Städten wie Karlsruhe.

Gibt es schon Pläne, das Konzept weiter auszubauen? Vielleicht neue Standorte oder noch mehr Kultur im Coworking?

Auf jeden Fall. Wir wollen weiterwachsen, vor allem in Baden-Württemberg, und uns in den Städten, in denen wir aktiv sind, als Top-Anbieter etablieren. Was die Kultur angeht, evaluieren wir gerade die Idee, das Konzept von „Karla & Gut“, unserer ersten Gastro-Erfahrung in Karlsruhe, auf weitere Standorte auszuweiten. Unser Ziel ist es, Orte zu schaffen, die, wie gesagt, nicht nur Arbeitsplätze bieten, sondern ein echtes Campus-Erlebnis sind – mit Raum für Kunst, Kultur und kulinarische Erlebnisse. Denn wir glauben fest daran, dass solche Angebote nicht nur unsere Mitglieder bereichern, sondern auch die Stadt und die Gesellschaft um uns herum.

Was ist der aufregendste Teil deines Jobs, der dich immer wieder motiviert und begeistert?

Es ist die Vielfalt und die Dynamik. Kein Tag ist wie der andere. Ich habe die Möglichkeit, ständig neue Menschen kennenzulernen, von ihnen zu lernen und gemeinsam etwas zu bewegen. Und am Ende des Tages zu sehen, dass unsere Räume einen echten Mehrwert für die Menschen schaffen – das ist unglaublich erfüllend.

Beim Abschied wird mir klar, dass GoodSpaces weit über die Vorstellung eines gewöhnlichen Arbeitsplatzes hinausgeht. Es verkörpert eine Vision für eine Arbeitswelt, die flexibler, kreativer und menschlicher ist. Hier wird Arbeit nicht nur zum täglichen Tun, sondern zu einem inspirierenden Erlebnis, das die Gemeinschaft stärkt und neue Möglichkeiten eröffnet. GoodSpaces ist ein Ort, an dem die Grenzen des Traditionellen verschwinden und Raum für echte Verbindung und Innovation entsteht.