Am 16. und 17. Oktober 2024 fand in Karlsruhe die AIxIA, die bereits 5. Deutsch-Französische Konferenz zur Künstlichen Intelligenz (KI), organisiert vom DIZ | Digitales Innovationszentrum statt. Unter dem diesjährigen Motto „Scaling Up Innovation: From Prototypes to Productive Use“ kamen zahlreiche Besucherinnen und Besucher zusammen, um an spannenden Vorträgen, Paneldiskussionen sowie Roundtables und Workshops teilzunehmen.
Auftakt mit Visionen für die Zukunft
Die Konferenz begann mit Begrüßungsbotschaften von Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, sowie dem Generalkonsul und Direktor des Institut Français in Stuttgart, Gaël de Maisonneuve. Beide betonten die Bedeutung des deutsch-französischen Innovationsmotors für Europa. Direkt im Anschluss hielt Dr. Thomas Lange (Achleitner Ventures), eine inspirierende Keynote mit dem Titel „Imagine: The Deep-Tech Dream Comes True“. Er nahm die Zuhörer:innen mit auf eine Reise in die Zukunft und zeigte auf, wie tiefgreifende technologische Umbrüche die europäische Industrie und Gesellschaft revolutionieren könnten.
Einheitlicher Rahmen für die Zukunft der KI
Eines der zentralen Themen der Konferenz war der EU AI Act. In einer Paneldiskussion, an der unter anderem die Vertreterin der Europäischen Kommission, Giulia Carsaniga, teilnahm, wurde über die Herausforderungen und Chancen dieses Gesetzes gesprochen. Die EU ist weltweit Vorreiter mit einem einheitlichen Regulierungsrahmen für Künstliche Intelligenz. Während einige Länder wie Kanada oder Brasilien bereits eigene Initiativen gestartet haben, konzentrieren sich andere auf sektorspezifische Richtlinien, wie beispielsweise im medizinischen Bereich.
Die Praxis zeigt jedoch, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) mit den strengen Auflagen zu kämpfen haben. Obwohl der EU AI Act in der Theorie als wertvoll und unverzichtbar gilt, stellt sich seine Umsetzung als große Herausforderung dar. Dieser Aspekt wurde während der Diskussion mehrfach angesprochen, da KMUs den größten Teil der deutschen Wirtschaft ausmachen und oft nicht die Ressourcen haben, um die strikten Anforderungen zu erfüllen.
Mensch und Maschine: Eine Frage der Motivation
Ein weiterer wichtiger Punkt, der auf der Konferenz thematisiert wurde, war die Motivation und Überzeugung der Mitarbeitenden, sich auf KI-Projekte einzulassen. Viele KI-Initiativen scheitern, weil die Belegschaft die neuen Vorhaben nicht ausreichend unterstützt. „Wir brauchen eine inspirierende Vision für die Mitarbeitenden, um KI erfolgreich umzusetzen“, betonte Prof. Dr. Tobias Kämpf. Häufig dominiert noch die Angst vor Jobverlust durch Automatisierung, insbesondere in bestimmten Branchen.
Jedoch wurde festgehalten, dass KI eher neue Arbeitsplätze schafft, auch wenn sie oft qualifiziertere Fachkräfte erfordert. KI-Systeme müssen kontinuierlich überwacht und verbessert werden, und letztlich bleibt der Mensch die letzte Entscheidungsinstanz. Dieses positive Narrativ um KI müsse stärker gefördert werden, um die Akzeptanz innerhalb der Belegschaften zu erhöhen.
Praxisnaher Start in den zweiten Konferenztag
Der zweite Tag der AIXIA 2024 fokussierte sich auf praxisorientierte Formate. In Workshops und Roundtables konnten die Teilnehmenden tiefgehende Einblicke gewinnen, beispielsweise zu der Frage, wie spezialisierte KI-Assistenten Unternehmensprozesse optimieren und wie das Vertrauen in KI – gerade im Zeitalter von Generative AI – wiederhergestellt werden kann.
KI-Assistenten für Unternehmen
Ein Workshop, organisiert vom europäischen Projekt EDIH AICS (European Digital Innovation Hubs - Artificial Intelligence and Cybersecurity), widmete sich dem Konzept der Retrieval-Augmented Generation (RAG). Diese Technologie verbindet Information Retrieval mit großen Sprachmodellen, um gezielt auf firmenspezifische Daten und externe Informationsquellen zuzugreifen. Stefan Suwelack und Daniel Klitzke von Renumics GmbH demonstrierten, wie RAG an unternehmensspezifische Anforderungen angepasst werden kann und somit eine präzisere und robustere Unterstützung für Geschäftsprozesse bietet. Die Teilnehmenden hatten die Gelegenheit, eine Demoversion von RAG zu testen und dessen Potenzial für die Optimierung von Prozessen zu erleben.
Vertrauen in KI zurückgewinnen
Im anschließenden Roundtable, organisiert vom regionalen Kompetenzzentrum KARL, wurde das Thema Vertrauen in Generative AI intensiv diskutiert. Moderiert von Jens Beyer (LAVRIO.solutions GmbH) und Robin Weitemeyer (Hochschule Karlsruhe - HKA), konzentrierte sich die Diskussion auf den Vertrauensverlust, der seit der Einführung von ChatGPT zunehmend festgestellt wurde. Probleme wie Fehlinformationen und das sogenannte „Halluzinieren“ von KI-Modellen tragen zu dieser Entwicklung bei. Die Experten erörterten, wie man das Vertrauen in KI wieder aufbauen und die Transparenz und Überprüfbarkeit von Sprachmodellen verbessern kann.
AIXIA 2024: Impulse für die KI-Zukunft in Europa
Die AIXIA 2024 bot eine ideale Plattform für den Austausch über die Zukunft von Künstlicher Intelligenz in Europa. Von technologischen Visionen über regulatorische Herausforderungen bis hin zu praktischen Anwendungen – die Konferenz zeigte, wie wichtig die Zusammenarbeit und der offene Diskurs für den erfolgreichen Einsatz von KI sind.
Kompetenzzentrum KARL
Ziel von KARL ist es, menschzentrierte, transparente und lernförderliche, KI-unterstützte Arbeits- und Lernsysteme zu konzipieren und in konkreten Praxisanwendungen vorzeigbar zu machen. Das Projekt richtet sich an Unternehmen, Beschäftigte und Interessierte in der Region Karlsruhe, die sich KI-unterstützte Arbeits- und Lernsysteme einsetzen, damit auseinandersetzen oder diese besser verstehen wollen. KARL ist eines von aktuell acht regionalen Kompetenzzentren, welches die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Lern- und Arbeitswelt untersucht.
Das CyberForum ist Teil des Projektkonsortiums und hauptsächlich mit der Öffentlichkeitsarbeit, dem Community-Management sowie dem Nachhaltigkeitskonzept betraut. Konsortialführer ist die Hochschule Karlsruhe. Projektpartner sind neben sieben Forschungs- bzw. Transferpartnern auch zehn regionale Unternehmen.
Über European Digital Innovation Hub Applied Artificial Intelligence and CyberSecurity (EDIH-AICS)
Das EDIH-AICS ist ein europäisches Projekt, das darauf abzielt Künstliche Intelligence und Cybersicherheit in den Bereichen Produktion, Mobilität, Energie, Handel und Dienstleistungen sowie bei Kommunen Europaweit zu stärken und voranzubringen.
Gemeinsam mit exzellenten Partnern aus der erweiterten TechnologieRegion Karlsruhe bietet das CyberForum Angebote für lokale, nationale und europäische kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Start-ups und Organisationen des öffentlichen Sektors an, um ihre Unternehmen zu digitalisieren.
Das Projekt wird gefördert durch das Digital Europe Programme (DIGITAL) Rahmenprogramm der Europäischen Union unter der Grant Agreement Nummer 101083994 und erfolgt über einen Zeitraum von 36 Monaten.