Auf einen Kaffee mit … Bernd Vermaaten, CEO von Solute (billiger.de)

CyberForum 27.05.2025

Bernd Vermaaten redet nicht lange drum herum. Er macht einfach. Seit 2018 steht er, gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Thilo Gans, an der Spitze der

Solute GmbH

, dem Unternehmen hinter dem bekannten Preisvergleichsportal billiger.de. Was viele nicht wissen: billiger.de ist längst nicht mehr der alleinige Fokus. Unter seiner Führung hat sich Solute zu einem modernen Performance-Marketing-Dienstleister gewandelt, der technologisch ganz vorne mitspielt – und mit einem starken Team, klarer Vision und viel Unternehmergeist wieder auf Wachstumskurs ist.

Ariane Lindemann traf sich mit Bernd zum Kaffee.

„Ich mag Veränderung“, sagt er – und man merkt sofort: Das meint er ernst. Aus dem „Wir machen Preisvergleich“ ist längst ein datengetriebenes Dienstleistungsunternehmen geworden, das mit knapp 2000 Onlinehändlern arbeitet, neue Wege im digitalen Marketing geht – und billiger.de ist heute im Umsatzmix nur noch ein Baustein von mehreren. Zu den wichtigsten Kanälen entwickelten sich in den letzten Jahren Kanäle wie Google Shopping Ads, Microsoft Advertising oder Displaykampagnen. Und dennoch: Die Marke billiger.de rückt seit Kurzem wieder stärker in den Fokus – auch, weil Google selbst die Spielregeln verändert hat. Solute hat die Chance erkannt – und genutzt.

Dass das Unternehmen heute wieder auf der Erfolgsspur ist, war alles andere als selbstverständlich. Als Bernd 2018 einstieg, war das Unternehmen in wirtschaftlich schwieriger Verfassung, die Marke blass, die Struktur fragmentiert. „Viele identifizierten sich nicht einmal mit dem Unternehmen Solute – sie sagten, sie arbeiten bei billiger.de oder im E-Mail-Marketing“, erzählt er. Also begann er, mit seinem Kollegen, das Unternehmen neu auszurichten: strategisch, wirtschaftlich – aber vor allem kulturell.

Heute ist Solute nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar als Team. Pizza-Abende, Hoodies, offene Türen, ehrliches Feedback – das alles ist Teil einer Kultur, die nicht auf Hierarchie, sondern auf Zusammenhalt setzt. „Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, braucht man eine Mannschaft, die wirklich gemeinsam zieht“, sagt Bernd. Und genau das scheint gelungen zu sein: Die Fluktuation ist extrem gering, Bewerbungen kommen wieder initiativ. „Unser Image ist zurück.“

Was dabei auffällt: Bei Solute zählt nicht nur, was getan wird – sondern wie. Entscheidungen werden gemeinsam vorbereitet, Verantwortung wird geteilt, Kommunikation findet auf Augenhöhe statt – auch an der Kaffeemaschine. Es ist ein Führungsstil, der Mut zur Offenheit zeigt – und Vertrauen in die eigenen Leute. „Ich brauche kein Controlling-Mikroskop für jeden Prozess. Ich brauche Leute, die Lust haben, Verantwortung zu übernehmen.“ Dass das funktioniert, zeigt sich nicht nur in der Zufriedenheit der Mitarbeitenden, sondern auch in der Effizienz. Wer bleibt, baut auf. Und wer baut auf, wächst gemeinsam.

Trotz aller Nahbarkeit hat Solute ambitionierte Ziele. „Ich habe kein Problem damit zu sagen: Wir wollen auf Augenhöhe mit Idealo kommen“, sagt Bernd. Auch europäisch will sich das Unternehmen stärker positionieren – als relevanter Player im Performance Marketing. Rückenwind kommt dabei nicht nur von den aktuellen Geschäftszahlen – 2024 war das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte –, sondern auch von der

ad pepper Group

, die kürzlich die Mehrheit übernommen hat.

Bernd kommt ursprünglich aus dem Finanzbereich. Als Head of Global Finance bei der PTV Group begleitete er unter anderem den Verkauf an die Porsche Holding – solide Zahlenarbeit, klare Verantwortung. Doch hinter dem Controller steckt ein Gestalter: jemand, der Veränderungen nicht nur zulässt, sondern sucht. „Ich liebe es, wenn sich Dinge bewegen. Wenn man neu denken muss.“ Als die Position bei Solute frei wurde, war klar: Diese Herausforderung reizt ihn. Und sie kam zur richtigen Zeit.

Bernd ist dabei nicht nur Stratege, sondern auch Bauchmensch. Viele Entscheidungen trifft er intuitiv, weil „das Gefühl oft schneller rechnet als Tabellen“. So auch bei einer aktuellen Partnerschaft im Bereich KI, die er einfach „aus dem Gefühl heraus“ angestoßen hat. Überhaupt wird künstliche Intelligenz das Geschäft der nächsten Jahre prägen – intern wie extern. Vom effizienteren Matching bei Produktsuchen bis zur besseren Skalierung durch Automatisierung – die Pläne sind konkret. Aber: „KI soll bei uns nicht Arbeitsplätze ersetzen, sondern Menschen befähigen, mehr zu erreichen.“

Bernd denkt nicht in Kampagnen, sondern in Entwicklungsschritten. Was bei Solute passiert ist, war kein Umstyling, sondern ein langfristiger, tiefgreifender Prozess. Einer, der mit Haltung geführt wurde – und mit Überzeugung. „Ich glaube daran, dass Kultur ein echter Wachstumstreiber sein kann. Nicht als Schlagwort, sondern als gelebte Realität“, sagt er. Vielleicht ist es genau das, was das Unternehmen heute stark macht: die Mischung aus strategischer Weitsicht, technologischem Know-how und einem echten Wir-Gefühl.

Neben dem Berufsleben? Drei Töchter, Eishockey-Leidenschaft und ein neues Projekt in Schweden, wo gebaut, gewerkelt und gelegentlich Urlaub gemacht wird. „Das hilft beim Abschalten – und man sieht, was man geschafft hat“, sagt er. Ein schöner Kontrast zum datengetriebenen Alltag in Karlsruhe.

Und was rät er jungen Unternehmerinnen und Unternehmern? „So lange wie möglich bootstrappen. Mutig sein. Nicht zu früh Investoren reinholen. Und vor allem: einfach machen.“ Entscheidungen zu treffen – auch mal die falsche – sei besser als im Stillstand zu verharren. „Fehler gehören dazu. Wichtig ist nur, dass sie nicht existenzgefährdend sind.“