Auf einen Kaffee mit Marco Göpfrich

CyberForum 18.02.2025
Ariane Lindemann und Marco Göpfrich

Neulich habe ich Marco Göpfrich auf einen Kaffee getroffen – im Karlsruher Headquarter von Objektkultur – mit Blick über die Dächer der Fächerstadt, in einem modernen Büro, das so inspirierend wirkte, wie die Themen, über die wir gesprochen haben. Objektkultur ist Mitglied im CyberForum und Vorreiter in der digitalen Transformation. Was treibt die IT-Welt gerade um? Welche Rolle spielen KI, Digitalisierung und moderne Softwareentwicklung? Marco, Geschäftsführer der Objektkultur Software GmbH, gibt spannende Einblicke in seine Erfahrungen als Unternehmer, den Wandel der Branche und den Mut, neue Wege zu gehen. Ein Gespräch über Menschen, Technologie und die Zukunft der Arbeit.

Von Ariane Lindemann

Marco, welche technologischen Trends faszinieren dich aktuell besonders, und wie reagiert Objektkultur darauf?

Wie in vielen Bereichen ist KI das dominierende Thema. Die Entwicklungen sind rasant, jede Woche gibt es neue Fortschritte. Besonders spannend finde ich generative KI in der Softwareentwicklung, etwa mit Tools wie Bold.new oder V0.DEV, die es uns ermöglichen, sehr schnell Prototypen für Kund:innen zu entwickeln. Das ermöglicht es uns schon früh, über die Visionen der Kund:innen, Hands-on zu sprechen. Noch würde ich KI-generierten Code nicht 1:1 in produktive Systeme übernehmen, aber wir beobachten genau, wie sich die Technologie weiterentwickelt. Gleichzeitig stellen sich viele Fragen. Zum Beispiel: Welche Auswirkungen hat KI auf den Beruf der Softwareentwickler:innen? Welche neuen Dienstleistungen braucht der Markt? Kann der deutsche Mittelstand international mithalten? Wir arbeiten aktiv daran, diese Themen zu durchdringen und unseren Kund:innen und auch unseren Mitarbeitenden fundierte Lösungen anzubieten.

Sind eure Kund:innen bereits offen für KI?

Die Akzeptanz hat sich stark verändert. Noch vor einem Jahr war KI für viele Unternehmen eher eine Spielerei. Heute sind die meisten Kund:innen sehr daran interessiert, oft sogar aktiv mit uns an neuen Lösungen beteiligt. Das gilt nicht nur für Innovationsführer, sondern zunehmend auch für den öffentlichen Sektor. KI wird sowohl in der Softwareentwicklung als auch im Mitarbeiter-Tooling eingesetzt, um Prozesse und Arbeitsweisen effizienter zu gestalten.

Objektkultur ist Microsoft-Solution-Partner. Gibt es ein Projekt, das dich besonders stolz macht?

Hier kommen mir einige spannende Projekte in den Sinn. Beispielsweise war eines davon bei einem großen Event-Caterer aus der Region, der während der Corona-Zeit seine Prozesse digitalisieren wollte, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Wir haben eine vollintegrierte Software auf Basis von Dynamics 365 entwickelt, die vom Erstkontakt mit den Kund:innen bis zur Materialverwaltung reicht. Ein zweites Beispiel ist unser aktuelles Projekt für die Messe Berlin. Hier haben wir den Prozess von der Planung über die Akquise bis hin zur Betreuung von Messeausstellern und Gastveranstaltern digitalisiert und in die Unternehmenslandschaft integriert.

Welche Herausforderungen siehst du in der Digitalisierung?

Der Mensch ist unser wichtigstes Gut – sowohl unsere eigenen Mitarbeitenden als auch die unserer Kund:innen. IT ist in Anführungszeichen „nur das Werkzeug“, um Prozesse zu verbessern. Entscheidend ist, dass wir die Unternehmensabläufe unserer Kund:innen wirklich verstehen und so passgenaue Lösungen entwickeln. Unser Ansatz ist es, IT-Wissen mit tiefem Prozessverständnis zu kombinieren und eng mit unseren Kund:innen zusammenzuarbeiten.

Wie siehst du die Zukunft von Hyperautomation und Low-Code-Plattformen?

Ich halte das nicht nur für einen Trend, sondern für einen Paradigmenwechsel. Jedes Unternehmen wird sich früher oder später damit auseinandersetzen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Bei vielen Projekten begleiten wir unsere Kund:innen von manuellen Prozessen bis hin zu autonomen Anwendungen. Derzeit nutzen Unternehmen solche Technologien meist noch zur Unterstützung der Mitarbeitenden, aber ich bin sicher, dass der Anteil vollautonomer Systeme wachsen wird.

Was macht Karlsruhe für dich zu einem idealen Standort für ein IT-Unternehmen?

Ich komme aus Waldkirch und bin zum Studium nach Karlsruhe gezogen, weil die Stadt als Technologiehochburg einen hervorragenden Ruf genießt. Die enge Vernetzung mit dem KIT und der Hochschule Karlsruhe ist ein riesiger Vorteil fürs Recruiting. Außerdem gibt es hier viele IT-Unternehmen, die sich gegenseitig herausfordern und inspirieren. Das CyberForum trägt mit seinen Angeboten und Veranstaltungen ebenfalls zur Dynamik der IT-Szene bei, wofür wir sehr dankbar sind.

War für dich schon früh klar, dass du in die IT willst?

Ja, das begann bereits in der Schule. Ich fand es spannend, Technik mit Wirtschaft zu verbinden. Mein BWL-Lehrer hat mich sehr inspiriert und mir die Bedeutung wirtschaftlicher Zusammenhänge nahegebracht. Auf der anderen Seite hatte ich immer schon Freude im Umgang mit Computern und war, wie das so üblich ist, im erweiterten Familienkreis oft für die „IT“ zuständig.  Das habe ich an der Hochschule Karlsruhe mit meinem Studium in der Wirtschaftsinformatik fortgeführt und auch hier immer parallel von Anfang an in IT-Jobs gearbeitet.

Gab es einen prägenden Moment in deiner Karriere?

Es gab viele kleinere Schlüsselmomente. Der Einstieg bei Objektkultur war einer davon. Schon als Student wurde ich in Kundenprojekte eingebunden und durfte schnell Verantwortung übernehmen. Unser ehemaliger Geschäftsführer Stefan Schwärzler hat mich immer gefordert und gefördert, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Der prägendste Moment kam 2023, als ich in die Geschäftsführung wechselte. Plötzlich trug ich Verantwortung für über 200 Mitarbeitende.

Was bedeutet Erfolg für dich?

Erfolg hat viele Facetten. Beruflich ist es jeder erfolgreiche Go-Live mit Kund:innen, aber auch das Wachstum des Unternehmens oder die Gewinnung neuer Talente und Projekte. Privat war es für mich ein Erfolg, mein Studium selbst zu finanzieren oder unser Eigenheim mit eigenen Händen zu sanieren. Entscheidend ist, dass man Freude an dem hat, was man tut, und Erfolge gemeinsam feiert.

Was motiviert dein Team?

Wir setzen auf eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen, Eigenverantwortung und Teamgeist basiert. Die Objektkultur Akademie spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie hilft uns, Nachwuchstalente frühzeitig zu fördern und Wissen weiterzugeben. Hierbei ist es wichtig, ab und an auch mal die gewohnte Arbeitsumgebung zu verlassen, idealerweise an einen Ort ohne Internetverbindung, um aus festgefahrenen Mustern auszubrechen.

Welche Rolle spielt soziale Verantwortung für dich?

Sowohl privat als auch bei Objektkultur ist das für mich persönlich ein sehr wichtiges Thema. Entsprechend engagiere ich mich privat schon immer in verschiedenen Vereinen. Auch Objektkultur unterstützt zahlreiche Initiativen, etwa in Zusammenarbeit mit dem CyberForum, dem PSK oder dem Kinderschutzbund. Nachhaltigkeit ist in der IT-Branche eine besondere Herausforderung, wobei wir auf Maßnahmen wie Jobrad, Bahncard oder CO2-Reduktionsprojekte setzen, um unseren Beitrag zu leisten.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?

Das ist nicht immer einfach. Aber Bewegung hilft mir sehr: eine Runde Schwimmen in der Mittagspause, mit dem Fahrrad zur Arbeit oder Telefonate an der frischen Luft. Und natürlich gibt mir meine Familie Energie. Das Lächeln meiner zweijährigen Tochter, wenn ich nach Hause komme, ist etwas Wunderbares.

Zum Schluss: Was hast du zuletzt Neues gelernt?

Ich lerne ständig dazu, sei es durch Veranstaltungen, Magazine oder den Austausch mit Kolleg:innen. Aktuell arbeiten wir an einer Software, Senzavi, die als eigenständiges Produkt auf den Markt kommt. Die Umsetzung des Vorhabens ist verbunden mit einer riesigen Lernkurve – von Strategie, über Vermarktung bis hin zur Technik. Solche Herausforderungen treiben mich an.